Race around Austria 2025 – RAA 1500km
Author Falko Kunze

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Seit ich mich mit dem Thema Ultracycling beschäftige, hatte ich das Race around Austria (RAA) – www.racearoundaustria.at -immer im Hinterkopf. Es gilt als das härteste Rennen seiner Art in Europa und wird oft als Generalprobe für das Race Across America bezeichnet. Tatsächlich ist es so, dass viele, die hier finishen, später auch das RAAM erfolgreich absolvieren. Für mich war dieses Rennen jedenfalls einer meiner ganz großen Träume.

Eigentlich sollte es in diesem Jahr im 2er-Team auf die Extrem-Distanz über 2.200 km gehen. Doch leider fiel mein Mitstreiter kurzfristig aus. Da meine gesamte Saisonplanung auf das RAA ausgerichtet war, musste also ein Plan B her. Alleine auf die Extremstrecke? Niemals – so verrückt bin nicht einmal ich. Aber die 1500 km Distanz erschien mir machbar. Ein großer Vorteil: Mein Team hatte inzwischen schon einiges an Ultracycling-Erfahrung gesammelt.


Tag 1 – „Das Warm-Up“

Mittwoch, 13. August 2025, 15:02 Uhr.
Mein Name wird aufgerufen, ich betrete die Bühne. Die Moderatorin stellt Fragen – ich bin so nervös, dass mir kaum Antworten einfallen. Dann endlich: Start! Unter Applaus rolle ich die Rampe hinunter, die Hauptstraße entlang, und ab da sofort in Aeroposition.

Bild von Katja Pokorn
Bild von Katja Pokorn

Am Mittwoch starteten auch die Fahrer der Challenge-Distanz, was bedeutete: Ständiges Überholen und Überholtwerden. So war immer etwas los, und auch die vielen Fanlager am Straßenrand sorgten für Extra-Motivation.

Die Temperaturen lagen bei über 30 Grad – kein Zuckerschlecken. Trotzdem lief es rund, und wir kamen zügig durch Oberösterreich Richtung Niederösterreich. In der Nacht wurde es angenehmer, und beim ersten Crew-Wechsel gönnte ich mir meine erste kurze Schlafpause.


Tag 2 – „Auf dem Weg zur Supernova“

Nach der Pause übernahmen Christian, Sandy und Maurice die Betreuung. Es dauerte etwas, bis Körper und Kopf wieder richtig funktionierten. Doch mit der Morgendämmerung war ich fast wieder in Schwung.

Schon am Vormittag kletterten die Temperaturen auf 30 Grad, später sogar bis 36. Wir fuhren inzwischen über Abschnitte der Race around Niederösterreich-Strecke. Kurz vor Weitra wartete Xandi Meixner und fuhr ein Stück mit – eine großartige Überraschung.

Die Hitze machte mir allerdings immer mehr zu schaffen. Ich musste wiederholt stoppen, um den Körper abzukühlen.

Am Mittag stand der nächste Crew-Wechsel an – ein ganz besonderer, denn am 14. August feierten Jenny und ich Hochzeitstag. Leider war dieser Tag alles andere als romantisch, denn die enorme Hitze setzte mir heftig zu. Crew 1 hatte alle Hände voll zu tun, mich wieder auf ein akzeptables Level zu bringen. Ich schleppte mich bis in den Abend mehr dahin, als dass es nach Rennen aussah. Erst eine kurze Schlafpause bei Sonnenuntergang brachte die Wende – plötzlich war wieder Druck auf den Beinen.


Tag 3 – „Der Glutofen brennt weiter“

2 Uhr nachts, Crew-Wechsel und eine Stunde Schlaf. Es war der dritte Tag des Rennens, und auf dem Programm standen das Lesachtal und die Auffahrt zum Großglockner.

Das Lesachtal – landschaftlich traumhaft, fahrerisch ein Albtraum: Über 40 km steil bergauf, bergab, dann wieder bergauf. Anfangs spendeten Bäume noch Schatten, später brannte die Sonne gnadenlos herunter. Meine Crew war im Dauereinsatz, um mich zu versorgen.

Der Anstieg von Kötschach-Mauthen ins Lesachtal ist berüchtigt dafür, Teilnehmer mürbe zu machen. Irgendwann hatten wir es geschafft, es ging bergab, und ich konnte noch einmal alles geben – im Wissen, dass ein kurzer Powernap in Tassenbach wartete.

Danach weiter Richtung Lienz. Am Himmel zogen dunkle Wolken auf, das Grollen kündigte an, was kam: ein heftiges Gewitter. Schnell Regenkleidung an, Rad gewechselt, und rein in die Auffahrt zur Großglocknerstraße. Erst ein kleinerer Anstieg mit knapp 600 hm, dann die Abfahrt, ehe es über Heiligenblut in den langen, steilen Aufstieg zum Hochtor ging.

Das Hochtor war der entscheidende Punkt – dort lag eine Timestation mit knapper Karenzzeit. Verpassen bedeutete: Rennen vorbei. Also verzichteten wir auf die geplante Pause und gaben alles. Maurice und Pierre liefen abwechselnd neben mir her, feuerten mich an, drängten mich weiter. Wenige Minuten vor Ablauf der Zeit erreichten wir tatsächlich das Hochtor, der GPS-Tracker bestätigte die Passage. Geschafft! Ab da nur noch bergab nach Bruck, wo Crew-Wechsel und meine letzte kurze Schlafpause warteten.


Tag 4 – „Die letzten Stunden“

Bevor ich zur Ruhe kam, gab es noch eine riesige Überraschung: Mein Sohn Ryan war heimlich aus Deutschland angereist – zusammen mit seiner Freundin Selina. Sie begleiteten mich im Pacecar auf den letzten Kilometern. Ein emotionaler Moment, der alle Schmerzen vergessen ließ.

Im strömenden Regen machten wir uns auf den Weg nach St. Georgen. Trotz Müdigkeit und nasser Straßen konnte ich noch einmal alles mobilisieren. Weder Hochkönig noch Dientner Sattel konnten mich stoppen.

Etwa 15 km vor dem Ziel die nächste Überraschung: Rainer Steinberger, frischgebackener Weltmeister, wartete mit Teilen seiner Crew auf uns und gab mir noch einmal ordentlich Feuer. Gemeinsam fuhren wir im Konvoi bis nach St. Georgen, eskortiert von zwei Motorrädern – Gänsehaut pur.


Das Ergebnis

Nach 3 Tagen, 20 Stunden und 24 Minuten war es vollbracht. Mein Ziel – innerhalb des Zeitlimits zu finishen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln – hatte ich erreicht. Unsere Taktik war zwar konservativ, dafür stabil und erfolgreich.

Damit endet unser Abenteuer Race around Austria 2025. Doch wie so oft gilt: Jedes Ende ist auch der Beginn von etwas Neuem.

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Falko Kunze


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